Wenn die Insekten zu Hunderten die Wiesen bevölkern...

Fotos: Matthias Wasserschaff - Sommer 2020


Bericht über die Anlage verschiedener Wiesentypen

 

Wie sieht das Gegenkonzept aus zum „Garten des Grauens“? - Das kann nur eine Blumenwiese sein! So dachten wir, als wir vor 25.000 qm brauner Erde standen, die es in einen paradiesischen Naturgarten umzugestalten galt.

 

Wir wollten es anders machen als die viel zu vielen Gartenbesitzer, die meinen, Pflegeleichtigkeit ginge nur durch die Anlage von Ödnis. Unseren Garten haben wir eingeteilt in einen großen Streuobstwiesenbereich, einen Teil Parkgarten mit vielen meist einheimischen Bäumen und diversen Blumenbeeten, einen Gemüsegarten, einen Beerenobstgarten und etliches mehr.

 

Unser Ziel war und ist es, vor allem für die Insekten so viel wie möglich zu tun. Also erkundigten wir uns und lernten mit der Zeit. Zum Beispiel, dass es ziemlich viel Arbeit und Geld kostet, eine völlig unsinnige einjährige Blumenwiese anzulegen mit viel zu preiswerten „Wildblumenmischungen“ , die es sogar beim Discounter gibt. Es wurde ein großer Teil der Obstwiese umgebrochen, durchgefräst und das Saatgut eingebracht. Einen Sommer sah es „nett“ aus, aber die Enttäuschung folgte der vielen Arbeit auf dem Fuße. Kaum Insekten, weil die Pflanzenauswahl zwar uns gefiel, aber wenig naturnah war. Ähnlich der Blühstreifen, die die Landwirte anlegen. Da werden vielleicht Honigbienen satt, aber die müssen wir ja am wenigsten schützen. Es geht um die Wildbienen und die Schmetterlinge und die brauchen heimische Wildblumen. Schon im nächsten Jahr war von der Pracht nichts mehr übrig.

 

Es musste also ein anderes Konzept her. Der Fachmann sagte: Sie müssen gar nichts tun, nur mähen und das Mahdgut abtragen. Dann magert der Boden ab, die Gräser nehmen ab und das bunte Paradies entwickelt sich von alleine mit den Jahren. Gesagt, getan. Auf einem ca. 1.000 qm großen Stück begannen wir diese Technik. Es wurde ein Balkenmäher angeschafft, denn der „head gardener“ hatte wenig Lust, die vielen Insekten, die wir züchteten, beim Mähen zu schreddern. So werden nun die Halme unten im Ganzen abgesenst. Dann bleibt alles liegen für ein paar Tage, damit die Krabbler sich ein anderes Zuhause suchen und die Samen aus dem Mahdgut herausfallen können. Danach wird nach Almbauernart mit dem Holzrechen zusammengetragen und verfüttert oder kompostiert. Das Ergebnis ist, (bei zweimaliger Mahd, beginnend Ende Juni und Anfang September) nach nun fünf Jahren ein Wiesentraum, der uns in jedem Jahr mit mindestens einer neuen Art überrascht – eine Art Wundertüte. Da diese Methode so gut klappt, begannen wir auch beider gesamten Obstwiese so zu verfahren. Auch sie wird nie ganz gemäht, sondern zeitversetzt immer nur ein Drittel, damit den Insekten sowohl Zufluchtsort als auch Nahrung erhalten bleiben. Die botanische Vielfalt ist inzwischen beachtlich. Es gibt an die zwanzig verschiedene Wildblumen und die Gräser nehmen jährlich ab.

 

In diesem Jahr haben wir ein weiteres Projekt umgesetzt. Wir haben auf 500 qm den Boden 35 cm tief abbaggern lassen und reinen Muschelkalk-Schotter eingebracht. Dann von Rieger Hofmann autochtones Saatgut ( Verkehrsinselmischung Nr. 14) eingesät auf einen Zentimeter Humus. Damit wurden ca. 60 verschiedene Stauden, extrem trockenresistent, eingebracht. Bereits nach wenigen Wochen empfängt uns diese Fläche als ein reines Blütenmeer. Natürlich sind es im ersten Jahr hauptsächlich die Einjährigen wie Kornblume, Mohn und Silene, die das schöne Bild malen, aber dennoch... den Insekten gefällt es. Nun haben wir noch eine weitere große Fläche, die als Wundertüte dient und uns ständig wieder überrascht. Und dass es bei uns summt und brummt... das muss ich wohl nicht erwähnen.

 

Machen Sie es doch nach! Ein jeder Garten hat genügend Platz für ein Eckchen, dass Sie in ein kleines Insektenparadies verwandeln können. Es ist gar nicht so schwer!

Cristine Bendix