Fledermausrettung in Nordkirchen-Capelle

Auch eine kleine Fledermaus soll leben!

 

Anfang Juni  2020 wurden in Nordkirchen-Capelle auf einer Terrasse zwei winzige Fledermäuse gefunden. Ein Tier war tot, das andere kroch hilflos mit den Armen rudernd und nach seiner Mutter rufend, umher. Bei einer Körperlänge von 3 cm war die Kleine Bartfledermaus (Mmyotis mystacinus) mit 2,6 Gramm gut genährt, jedoch noch ohne Fell.

 

Die Jungtiere waren aus einem Quartier gefallen, das sich im Dach des Hauses befinden musste, jedoch nicht zu finden war. Also konnte es nicht zu seiner Mutter zurückgebracht werden. Die Finderin wollten den Winzling retten und fanden im Internet unter der Adresse www.fledermausschutz.de Hilfe. So wurde ich benachrichtigt. Ich engagiere mich seit über 20 Jahren im Fledermausschutz des NABU-Kreisverbandes Coesfeld und entschied, nach einer Erstversorgung mit Wasser, zu versuchen, Mutter und Kind wieder zu vereinen. Denn als Säugetier braucht so ein Baby Muttermilch.

 

Man setzt den Ausreißer in eine Schüssel, in der eine mit warmem Wasser gefüllte und mit einer Socke überzogene Flasche steht. Die Schüssel wird wettergeschützt in die Nähe der Fundstelle gebracht. Das Jungtier klammert sich an der Socke fest und ruft nach der Mutter, die es im besten Fall wieder aufnimmt und in die Wochenstube zurückträgt. Doch dieses Mal war die Mühe umsonst. Das Jungtier wurde nicht abgeholt.

 

Nun blieb nur noch, das Kleine durch einen Tierarzt zu erlösen, oder es wochenlang aufzupäppeln, bis es im August flügge geworden für sich selbst sorgen kann. Natürlich versucht man in jedem Fall auch solch ein kleines Leben mit allen Mitteln zu retten. Ich habe zwar Erfahrung mit der Aufzucht der Winzlinge, konnte jedoch krankheitsbedingt nicht selber aktiv werden. Doch die Fledermausfreunde in Deutschland sind gut vernetzt und so fand sich die Expertin Hannelore Eisenberg aus Gladbeck, die wie alle Fledermausschützer, ehrenamtlich tätig ist und auf eigenen Kosten jedes Jahr viele Pfleglinge aufpäppelt.

 

Mit Hilfe der Finderin wurde das Tier noch am selben Tag von Frau Eisenberg übernommen. Seither ist es putzmunter in Gesellschaft von 17 anderen Fledertierkindern, die in Gladbeck liebevoll und fachkundig betreut werden, um sie später auszuwildern. Inzwischen konnte durch andere Fledermausexperten aus Datteln am Fundort Capelle das Fledermausquartier am Haus der Finderin durch Ultraschallmessungen lokalisiert werden. Über 30 Tiere wurden gezählt. Eine sogenannte Wochenstube. Die Finderin freut sich sehr. Sie mag Fledermäuse, denn die sind nicht nur nützlich, sondern auch putzig und bringen Glück – so sagt man jedenfalls in China!

 

Der Ausgang der Rettungsaktion als Gemeinschaftsleistung ist ein Beispiel für angewandten Naturschutz. Danke an alle Beteiligten und Hut ab vor so viel selbstloser Hilfsbereitschaft!!!

 

Reinhard Loewert , 59348 Lüdinghausen