In einem spannenden Vortrag berichtete der Greifvogel-Experte Jens Brune über die Situation des Rotmilans in Nordrhein-Westfalen sowie über dessen Verbreitung im Kreis Coesfeld.
Der Rotmilan ist einerseits ein Kulturfolger des Menschen, andererseits die Charakterart unserer heimischen Laubwälder schlechthin. In Deutschland gibt es etwa 10.000 bis 14.000 Brutpaare. Keine zweite Vogelart konzentriert sich mit einem annähernd hohen Anteil ihrer Weltpopulation(!) auf Deutschland wie der Rotmilan. Damit tragen wir für diesen Vogel eine außergewöhnlich hohe Verantwortung.
Vom Weltbestand (max. 25.000 Brutpaare) lebt mehr als die Hälfte in Deutschland, davon 2/3 in Ostdeutschland. Sein Bestand hat gebietsweise deutlich abgenommen. Nur sehr vereinzelt werden auch Zunahmen registriert.
Mit etwa 65 cm und einer beeindruckenden Flügelspannweite von bis zu 180 cm ist der Rotmilan etwas größer als ein Mäusebussard. Sein Gefieder ist bräunlich, der Kopf weißlich bis grau. Die Geschlechter sind äußerlich nicht unterscheidbar. Sein besonderes Kennzeichen ist der lange, gegabelte, rostrote Schwanz. Er fliegt in scheinbar schwerelosem Gleitflug, ähnlich einem Spielzeugdrachen (Englisch "Red Kite", roter Drachen).
Zur Beute des Rotmilans zählen Mäuse, Feldhamster, Vögel, Fische und Aas (z.B. Straßen- oder Mähopfer).
Der Rotmilan baut seinen bis zu ein Meter hohen Horst in Bäumen - oft in über 20 m Höhe. Zum Teil wird dieser dann noch mit Papier, Lappen und Plastik verziert. Brutbeginn ist Anfang bis Mitte April, Brutdauer im Durchschnitt 33 Tage. Sein Gelege besteht aus 2-3, selten 4 Eiern. Nach einer Nestlingszeit von etwa 6 bis 8 Wochen werden die Jungvögel flügge, bleiben allerdings noch weitere 4 Wochen im Familienverband.
Der Rotmilan ist besonders durch die Intensivlandwirtschaft gefährdet, hier vor allem durch die vermehrte Anwendung von Pestiziden, besonders Rodentiziden (Rückgang an Nagetieren, aber auch direkte Vergiftungen). Es hat sich außerdem gezeigt, dass er sehr viel häufiger als andere (Greif-)vögel an Windkraftanlagen verunglückt, in deren Nähe er offenbar bevorzugt nach Beutetieren sucht. Auch an Straßen, Bahnlinien und Stromtrassen zählen Rotmilane zu regelmäßigen Opfern. 2002 wurde der Rotmilan in die Vorwarnliste der neuen Rote Liste gefährdeter Brutvögel in Deutschland aufgenommen.
Anschließend berichtete Matthias Olthoff vom Naturschutzzentrum über die Situation im Kreis Coesfeld. Bei uns findet der Rotmilan potentiell gute Brutstandorte vor, was die leichte Zunahme der Brutpaare in den letzten Jahren belegt. Aktuell konnten zehn Rotmilan-Bruten sicher nachgewiesen werden. Bis zu zehn weitere Rotmilan-Reviere konnten beobachtet werden, ohne dass die genauen Brutstandorte entdeckt werden konnten. Milanhorste sind gut verborgen im Blattwerk in den Baumspitzen anzutreffen und selten gut einsehbar. Somit dürfte der Rotmilan-Bestand im Kreis Coesfeld zur Zeit bei etwa 20 Brutrevieren liegen.
Der NABU Coesfeld und das Naturschutzzentrum laden alle Interessierten zu einer spannenden Ausstellung über den Rotmilan, seine Lebensraumansprüche und seine Gefährdungsursachen ein. Die Ausstellung (28.08. - 15.10.2019) ist im Rahmen des Projektes Rotmilan – Land zum Leben entwickelt worden. Das Projekt arbeitet in sieben Bundesländern mit der Land- und Forstwirtschaft zusammen, um Nahrungsflächen für den Rotmilan zu schaffen und seine Brutplätze zu schützen. Die Ausstellung bietet atemberaubende Einblicke in das Leben des Rotmilans. Fliegen Sie mit dem beeindruckenden Greifvogel über die Felder, in denen sich Beutetiere verstecken und erfahren Sie, was die Landwirtschaft mit dem Rotmilan zu tun hat.
Betrag erstellt am 08.09.2019
Fotos: Matthias Olthoff (links) und Christoph Bosch (Mitte)