Am 17.07.2019 fand erstmalig ein NABU-Abend in Billerbeck statt. In lockerer Runde wurden aktuelle Themen des Naturschutzes besprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Es gab viele interessante Beiträge.
Viele wussten auch noch gar nicht, dass direkt vor dem Gasthaus in dem der NABU Abend stattfand in luftiger Höhe des Billerbecker Doms der Wanderfalke mit seinen Jungen wohnt.
Mit rund 150 Brutpaaren ist heute wieder ein „historisch einmaliger Höchststand“ für Nordrhein-Westfalen erreicht, freut sich auch Peter Wegner von der der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz darüber. Anfang der 1970er Jahre war der Wanderfalke in NRW verschwunden und stand in Deutschland kurz vor dem Aussterben. Deshalb war der Wanderfalke 1971 der erste vom NABU gekürte „Vogel des Jahres“. Heute brüten deutschlandweit wieder rund 1000 Paare, alleine gut 150 davon in Nordrhein-Westfalen.
Verfolgung und Störung durch den Menschen, vor allem aber Pestizide wie DDT waren dafür verantwortlich, dass der nationale Wanderfalkenbestand auf einen Rest von weniger als 50 Paaren in Süddeutschland geschrumpft war. Die Umweltgifte gelangten durch verseuchte Beutetiere in die Falken und reicherten sich im Körper an. Viele Eier waren taub oder zerbrachen bereits im Nest, da die Eierschalen immer dünner wurden. Embryonen und Jungtiere waren durch die Belastung mit DDT extrem anfällig, was zu einer enormen Sterblichkeitsrate führte.
Die Wende kam 1972 mit dem DDT-Verbot in Deutschland. Die zunächst weltweite Ächtung des Insektenvernichtungsmittels ab 2004 ist heute durch die Wiederausbreitung der Malaria teilweise wieder aufgehoben. „Ohne gezielte Schutzmaßnahmen hätte sich die Art dennoch kaum erholt“, erinnert sich Peter Wegner. Die Horste mussten rund um die Uhr bewacht werden, vor allem Taubenzüchter, illegale Händler und Falkner hatten es auf den Wanderfalken abgesehen.
Der große Falke hat eine Flügelspannweite von 85 bis 115 Zentimetern und ist im Flug gut an seinen schnellen und kraftvollen Flügelschlägen, dem relativ kurzen Schwanz sowie seinen langen und spitzen Schwingen zu erkennen. Die Oberseite ist graublau, die Unterseite heller mit dunklen Querbändern. Der Wanderfalke kommt weltweit vor und ist sehr anpassungsfähig. Er brütet an Felsen und in Steinbrüchen, in Ostdeutschland bis zum Ural auch auf Bäumen in alten Greifvogelhorsten. Gerne nutzt er Nisthilfen an hohen Gebäuden. Zwischen März und Mai legt das Weibchen in der Regel drei bis vier Eier. Nach dem Schlüpfen verbleiben die Jungtiere gut sechs Wochen im Horst, bis sie in der anschließenden, bis zu acht Wochen andauernden „Bettelflugperiode“ das selbstständige Beuteschlagen erlernen. Der Wanderfalke ist ein hoch spezialisierter Vogeljäger und erlegt seine Beute in der Luft. Dabei kann er mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenkilometern auf die Beute zustoßen und ihr die Krallen in den Rücken schlagen. Manchmal fliegt er auch flach über dem Boden, um plötzlich seine überraschte Beute von unten zu greifen. Anschließend wird das erlegte Tier auf einer sogenannten Rupfkanzel – etwa einem Felsvorsprung – zerlegt.
Mit rund 150 Brutpaaren ist heute ein „historisch einmaliger Höchststand“ für das Gebiet Nordrhein-Westfalens erreicht, so Wegner. Ein großartiger Erfolg für den NABU-Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz. Verbreitungsschwerpunkte seien die Regierungsbezirke Düsseldorf und Arnsberg, in anderen Teilen des Landes gebe es aber noch Luft nach oben: „Vor allem in den dünner besiedelten Gebieten Ostwestfalens und in Teilen des Münsterlandes gibt es weiteres Ausbreitungspotenzial mit Brutplätzen auf Kirchen und Brücken.“ Bis die Bestandsobergrenze in NRW erreicht sei, könnten noch einige Jahre vergehen, meint Wegner: „200 Brutpaare haben bei uns schon Platz.“
Hier in Billerbeck sieht man manchmal die Überreste seiner Mahlzeit in der Nähe des Doms. Und wenn man nach oben schaut kann man ihn vielleicht sehen oder hören!